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Pro: Taufe Befreiung von Macht der Sünde

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Diskussion der Argumente zur Taufe

Argument

Die Taufe als Befreiung von der Macht der Sünde

Wertung

Pro Kindertaufe

Gegenargument

Allein in Christus gibt es Sühnung.
Die Taufe ist Zeugnis dieser Umkehr.

aus EKD-Texte
4.2 Die Taufe als Befreiung von der Macht der Sünde

Die Taufe wie das Abendmahl befreien nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes von der Macht der Sünde, der Macht der bewussten oder unbewussten Abwendung von Gott mit ihren vielen verheerenden Folgen. Das Wort und das Phänomen "Sünde" waren zu allen Zeiten schwer zu verstehen und sind heute vielleicht besonders schwer verständlich. "Macht der Sünde" meint dabei nicht zuerst unmoralische Handlungen, die bei einem Säugling oder Kleinkind nicht ernsthaft unterstellt werden können, sondern die prinzipielle Neigung eines jeden Menschen, ein Leben ausschließlich in eigener Regie und also ohne Gott führen zu wollen. Die Folgen dieser Neigung zur Sünde, die die Tradition anschaulich als "Macht" qualifiziert, werden erst später im Leben konkret in Vereinsamung und Egoismus, in Angst und Enge, in Gleichgültigkeit gegenüber sich selbst, anderen Menschen und der geschöpflichen Mitwelt. Insofern folgen aus der Macht der Sünde auch konkrete amoralische Handlungen.

Weil seit ältester Zeit die christliche Taufe an der Taufe Jesu orientiert ist, können wir erkennen, wie sie ganz konkret von der Macht der Sünde befreit, wenn wir fragen, was bei der Taufe Jesu geschah. Die Teilhabe Jesu, der ein einzigartiges Verhältnis zum Schöpfer hat, an dessen göttlicher Macht wird proklamiert. Die neutestamentlichen Texte verwenden dazu das Bild, dass sich die Himmel über dem getauften Jesus öffnen und der Geist Gottes auf ihn herabkommt. Aus den Himmeln, dem Machtbereich Gottes, kommen nach biblischem Verständnis nicht nur Naturkräfte, sondern auch Mächte, die den Menschen unverfügbar sind. Auf Jesus kommen während seiner Taufe aber nicht irgendwelche Mächte und Kräfte herab, sondern die schlechthin gute, schöpferische, lebensförderliche, rettende Kraft Gottes: der Heilige Geist. Nach biblischem Zeugnis gewinnen die, die mit dem Geist Gottes begabt sind, im ganz handgreiflichen Sinne Anteil an einer Kraft, sich gegen die verderblichen Mächte und insbesondere gegen die Macht der Sünde zu behaupten (Epheser 6,17). Diesen Geist Gottes, der nach der Taufe auf Jesus ruhte, behält der lebendige Jesus Christus nicht für sich. Er gibt denen Anteil an jenem Geist, die auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft werden. Mit diesen alten Bildern können wir die Erfahrung zur Sprache bringen, dass die Glaubenden im Vollzug ihres christlichen Lebens die Kraft finden, ihre Hoffnung nicht allein auf sich selbst zu setzen, sich auch anderen Menschen zuzuwenden und Lebensmut wie Hoffnung auch in schwierigen Situationen zu bewahren. Daraus erwächst dann auch eine Kraft zu ethisch verantwortlichem Handeln.

Der Blick auf die Taufe Jesu macht aber auch deutlich, dass die Befreiung von der Macht der Sünde eine über das Individuum hinausweisende Dimension hat. Denn bei Jesu Taufe geht es ja nicht um die Reinigung von persönlicher Schuld und Verfehlung, sondern um die Proklamation seiner Herrschaft über alle Welt: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe" (Matthäus 3,17). Entsprechend wird unser Leben in der Taufe auf einen neuen Herrn, auf Gott selbst, ausgerichtet. Die neutestamentlichen Texte beschreiben die Taufe als Herrschaftswechsel: Nicht irgendeine Weltmacht ­ zur Zeit Jesu das globalisierte römische Weltreich ­, aber auch nicht irgendeine Ideologie soll uns beherrschen, indem sie unser Denken und Handeln prägt. Diese Form der Distanzierung vom Sichtbaren und Vorfindlichen war nicht nur in der antiken Welt ein revolutionärer Akt und ein Herrschaftswechsel. Sie ist es auch heute, indem sie einen Gegenentwurf zu einem Leben in den Abhängigkeiten und Gefangenschaften dieser Welt eröffnet, der Freiheit im Glauben bedeutet. In dieser Freiheit können wir auch erkennen, was wahre Gerechtigkeit bedeutet und ethisch verantwortliches Handeln ausmacht, wenn wir auf Christus, das lebendige Wort Gottes, hören.


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